Die Geschichte der Mühle
Die Mühle De Lelie ist ein nicht allzu großes, aber markantes Wahrzeichen südlich von Scharendijke. Die weiße Mühle und vor allem ihre Flügel mit dem rot-weiß-blauen Klappblattsystem sind auch aus der Ferne nicht zu übersehen.
Müller H. Besoyen aus Scherpenisse baute De Lelie 1868 gemeinsam dem Maurer P. Geluk aus St. Maartensdijk im Auftrag des Müllers C. Mastenbroek. Der Müller mahlte das Korn der Bäcker und Bauern aus der Umgebung. Einer seiner Nachfolger, W. Dijkman, ließ um 1900 die Klappblätter auf den Flügeln anbringen. Diese hölzernen Kläppchen öffnen und schließen sich je nach Windstärke automatisch, deshalb brauchte Dijkman nicht mehr selbst die Segel zu setzen.
Obwohl dieses System 1930 noch verbessert wurde, ließ Müller A. Coomans die Klappblätter 14 Jahre später wieder entfernen. Dieser Müller hatte zwei Jahre zuvor den Auftrag zum Bau eines elektrisch angetriebenen Mahlwerks erteilt, so dass er auch bei Windstille das Getreide mahlen konnte. Zumeist bedeutete der Bau eines elektrischen Mahlwerkes das Ende einer Mühle, aber Coomans mahlte auch weiterhin noch windgetrieben.
Flutkatastrophe
Am frühen Sonntagmorgen des 1. Februar 1953 brachen durch die Kraft des Hochwassers und des Starkwindes die Deiche in großen Bereichen im Südwesten der Niederlande. Schouwen-Duiveland wurde von der Flutkatastrophe hart getroffen. Auch der tiefliegende Schouwenpolder wurde überflutet: De Lelie stand etwa 3 m unter Wasser und das ursprüngliche Müllerhaus aus 1868 wurde weggespült. Nach der Reparatur und der Trockenlegung der Deiche und des Polders, wurde die Mühle wieder in Betrieb genommen.
Der Verkauf der Mühle 1960 durch Coomans an eine Investmentgesellschaft im Jahr 1960 bedeutete das Ende der Mühle. Sie wurde komplett entkernt, um ein Stockwerk erweitert und zu einem Café und einer Pension umgebaut. Durch das neue Stockwerk konnte die Mühle sich nicht mehr bei Wind aus allen Richtungen drehen; das war allerdings nicht schlimm, da der Mischkessel und die Siebevorrichtung entfernt worden waren und kein Getreide mehr gemahlen wurde.
Pfannkuchenhaus
1990 wurde die völlig verwahrloste Mühle von der Gemeinde Middenschouwen übernommen und restauriert. Danach wurde De Lelie regelmäßig von ehrenamtlichen Müllern bedient. Wo sich neben der Mühle das Café und die Pension befunden hatten, war jetzt ein Restaurant.
Nachdem der Müller Martin van der Steen und seine Frau Jonna 2009 das Restaurant übernommen hatten, wurde auch De Lelie wieder benutzt. Aus dem Restaurant wurde ein Pfannkuchenhaus, das 2010 die Türen öffnete. Das obere Stockwerk wurde entfernt, so dass sich die Mühle wieder frei drehen konnte. Auch wurden der Mischkessel und die Siebevorrichtung zurück in die Mühle gebracht und es wurde wieder mit dem Mahlen von Mehl begonnen. Aus diesem Mehl wurden die Pfannkuchen gebacken.
Restauriert
Im Jahr 2018 feierte De Lelie ihr 150-jähriges Bestehen. In diesem Jahr wurde die Mühle Martin van der Steen übertragen, und Ende 2019 begann der Müller mit einer umfangreichen Restauration. De Lelie wurde wieder in den gleichen Zustand von 1930 zurückversetzt, mit einem in rot-weiß-blau angestrichenen Klappblattsystem. Auf dem ersten Dachboden wurden die Fenster mit gusseisernen Fensterrahmen wieder eingesetzt, und auch das Rad für die drehbare Kappe wurde wieder installiert. Im Herbst 2019 drehte sich die Mühle wieder wie früher und es wurde ausgiebig gemahlen.
Im Januar 2020 verstarb Van der Steen ganz unerwartet im Alter von 58 Jahren und seine Frau entschied sich zum Verkauf der Mühle und des Pfannkuchenhauses. Seitdem sorgt die ehrenamtliche Müllerin Fien van Reeven dafür, dass sich die Mühle auch weiterhin dreht.
Ende 2020 kaufte Familie Plomp das Restaurant und die Mühle. Sie führen das Pfannkuchenhaus, und die Mühle wird von ehrenamtlichen Müllern betrieben, denn auch für Mühlen gilt: Stillstand ist Rückschritt.